14.12.2023

Spitzenforschung in der angewandten Cybersicherheit: ATHENE feiert 15 Jahre

Im Jahr 2008 wurde in Darmstadt das heute deutschlandweit größte und in vielerlei Hinsicht erfolgreichste Forschungszentrum für Cybersicherheit gegründet: Das Nationale Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit ATHENE. Neben Darmstadt hat ATHENE seit 2022 auch einen Standort in Frankfurt. Ursprünglich mit Mitteln des hessischen Forschungsförderprogramms LOEWE auf den Weg gebracht und seit 2011 auch als Kompetenzzentrum des Bundes ausgebaut, wurde es 2019 in ATHENE umbenannt und ist seither ein Forschungszentrum der Fraunhofer-Gesellschaft. ATHENE wird institutionell mit derzeit über 26 Mio. Euro jährlich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) finanziert. Fünfzehn Jahre nach den Anfängen als LOEWE-Zentrum bescheinigte eine externe Fachevaluation dem Zentrum, zu den fünf besten Forschungszentren seiner Art weltweit zu gehören und durch seine Arbeit einen finanziellen Nutzen für Deutschland zu generieren, der um ein Vielfaches größer ist als die institutionelle Förderung durch Bund und Land. Ein Schlüssel zum außergewöhnlichen Erfolg von ATHENE ist die in Deutschland einzigartige Konstruktion, die außeruniversitäre und universitäre Forschung, also Fraunhofer-Institute ─ hier die Fraunhofer-Institute für Sichere Informations­technologie SIT und für Graphische Da­ten­verarbeitung IGD ─ und Hochschulen ─ die TU Darmstadt, die Goethe-Universität Frankfurt und die Hochschule Darmstadt ─ unter einem Dach vereint. Entscheidend für den herausragenden Erfolg von ATHENE ist die strikte Orientierung auf „Science with Impact“, also exzellente Forschung mit unmittelbarer Wirkung auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft.

An der Festveranstaltung in Darmstadt am 13. Dezember trafen sich rund 200 Gäste, um gemeinsam 15 Jahre exzellente Cyber­sicher­heits­forschung zu feiern. Nach Grußworten der Staatssekretärinnen Prof. Dr. Sabine Döring, BMBF, und Ayse Asar, HMWK, gab Volker Bouffier, Ministerpräsident a.D. des Landes Hessen, einen Rückblick auf die Erfolgsgeschichte der Cyber­sicher­heits­forschung in Darmstadt und Frankfurt von den Anfängen bis heute.

Nach diesem Rückblick wandte sich die Veranstaltung den aktuellen und künftigen Herausforderungen zu. Wie hat sich die Cybersicherheitslandschaft seit Ausbruch des Ukrainekriegs geändert? Welche Aus­wirkungen haben die weltweiten Spannungen, der Krieg in Nahost, der Antisemitismus und die zunehmende Terrorgefahr in Europa auf die Cybersicherheit unserer Gesellschaft? Wie soll Deutschland darauf reagieren, wie die staatlichen Aufgaben in der Cybersicherheit verteilen, wie mit den großen Herausforderungen für Cybersicherheit und Datenschutz bei der Digitalisierung umgehen? Wie kann Deutschland in der praktischen Verbesserung von Cybersicherheit effektiver und innovativer werden, wie sich zur „Cybernation Deutschland” entwickeln?

Auf diese und weitere Fragen gingen Claudia Plattner, Präsidentin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), und Prof. Dr. Michael Waidner, Direktor von ATHENE, in ihren Vorträgen ein, gefolgt von zwei hochrangig besetzten Paneldiskussionen. Teil­neh­men­de der Panels waren neben Claudia Plattner auch Wilfried Karl, Präsident der Zentralstelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS), Jadran Mesic, Bundesamt für Verfassungsschutz, Matthias Mielimonka, Bundesnachrichtendienst, Generalmajor Jürgen Setzer, stellv. Inspekteur CIR und CISO der Bundeswehr, Carsten Fischer, stellv. CISO der Deutschen Bank, Ulrich Irnich, CIO bei Vodafone Deutschland und Dr. Ralf Schneider, CIO der Allianz SE, sowie von ATHENE Prof. Haya Schulmann und Prof. Michael Waidner.

Die Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Behörden und Wirtschaft waren sich einig, dass Cybersicherheit noch nie so wichtig war wie heute, und dass ihre Bedeutung angesichts der bestehenden Krisen auch weiterhin zunehmen wird. Aktuellen Verbesserungsbedarf sahen die Panel-Teil­neh­men­den beim Informationsaustausch zwischen Behörden, aber auch zwischen Unternehmen, Wissenschaft und staatlichen Stellen. Die Panelteilnehmenden vertraten alle die Meinung, dass man kontinuierlich und schneller alle relevanten Informationen zusammentragen müsse, um ein Gesamtlagebild erstellen zu können. Nur so könne man schnell und angemessen auf aktuelle Situationen reagieren. Die Zusam­men­arbeit mit der angewandten Forschung wie in ATHENE seien für Staat und Wirtschaft gleichermaßen essenziell, aber es brauche mehr Formate für den Austausch, vom informellen „Trampelpfad” bis zu mehr gemeinsamen Projekten. Plattner griff die von ATHENE entwickelte Vision einer „Cybernation Deutschland“ auf. Dafür müsse unter anderem Cybersicherheit auch in der Bundespolitik auf die Agenda gehoben werden, die vor­handene Technologiekompetenz genutzt, Resilienz erhöht und die Digitalisierung vorangebracht werden. Unterschiedliche Auffassungen zwischen Behörden zeigten sich beim Umgang mit Zero-Day-Schwachstellen: Während Plattner hier jeweils die schnelle Schließung solcher Sicherheitslücken befürwortete, wiesen Vertreter der Nachrichtdienste darauf hin, dass in manchen Situationen die Nutzung solcher Lücken zur Erfüllung ihrer Aufgaben notwendig sei. Am Ende stand eine lange Liste von Wünschen, viele davon gerichtet an die Neuauflage der nationalen Cybersicherheitsstrategie, die sich aktuell in der Weiterentwicklung befindet.

Forschungsschau mit interaktiven Exponaten

Die Jubiläumsfeier wurde von einer beeindruckenden Ausstellung begleitet, die rund 20 interaktive Exponate aus den insgesamt 13 ATHENE-Forschungsbereichen zeigte. Wie kann man Deep-Fake-Videos erkennen? Wie einfach ist es, Kommunikation im Internet anzugreifen, und was kann man dagegen tun? Wie kann man sich vor ungewolltem Stalking durch AirTags schützen? Welche Daten sammeln Online-Dienste über uns, und wie können wir uns darüber einen Überblick verschaffen? Wie kann man die Gesichtserkennung von Passbildern täuschen, und wie kann man solche Manipulationen erkennen? Das sind nur einige der Fragen, die die Exponate beantworteten. Darüber hinaus konnten die Gäste die ATHENE Cyberrange besichtigen, auf der ganze Teams von IT-Verantwortlichen aus Wirtschaft und Behörden ihr Wissen und Abwehrverhalten gegen moderne Cyberangriffe ganz praktisch trainieren können.

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