15.10.2012

P23R gewinnt Innovationspreis

„Öffentlicher Dienst: Ideen für alle“ - Der diesjährige Innovationspreis des dbb beamtenbund und tarifunion geht an das bundesweite Projekt P23R | Prozess-Daten-Beschleuniger.

Die Auszeichnung, die mit 50.000 Euro Preisgeld zu den höchst dotierten Awards in Deutschland zählt, wird für innovative Verwaltungsideen und -projekte verliehen.

Unter Federführung der Fraunhofer-Gesellschaft für Angewandte Forschung erarbeitete ein interdisziplinäres Projektteam mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung im Auftrag des Bundesministeriums des Innern die Grundlagen für die Gestaltung medienbruchfreier Meldeprozesse zwischen Wirtschaft und Verwaltung.

 Aktuell bestehen in Deutschland für Unternehmen mehr als 10.000 Meldepflichten, die zu einer jährlichen Belastung von knapp 40 Milliarden Euro auf Seiten der Wirtschaft führen. Durch den Einsatz von P23R sollen sich die Aufwände sowohl für die Unternehmen, aber ebenso für die Verwaltung reduzieren.

Das vom Projektteam entwickelte P23R-Prinzip sorgt für den einfachen, sicheren und schnellen Datenaustausch zwischen Unternehmen und Behörden. Es beinhaltet ein Infrastrukturkonzept, auf dessen Grundlage Unternehmen ihre gesetzlichen Meldepflichten in einer abgesicherten Umgebung effizient erfüllen können. Als Teil der Anwendungslandschaft in Unternehmen generieren Lösungen auf Basis von P23R die erforderlichen Meldungen und stellen diese den zuständigen Behörden ordnungsgemäß zu.

„Als elektronische Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Verwaltung vereinfacht P23R komplexe Verwaltungsprozesse erheblich. Die Daten aus beiden Bereichen können damit medienbruchfrei zusammengeführt und weiterverarbeitet werden. P23R hilft also nicht nur dabei, komplexe Verwaltungsprozesse zu beschleunigen, sondern auch die Verwaltungskosten zu minimieren. Der Prozessdatenbeschleuniger ist also eine echte Verwaltungsinnovation“, sagt dbb Bundesvorsitzender Peter Heesen.

Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, sieht die angewandte Forschung als wichtigen Impulsgeber für Innovationen in der öffentlichen Verwaltung:

„Das unter Federführung und Beteiligung von 5 Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft entwickelte P23R-Prinzip bewirkt nicht nur einen Effizienzschub bei der Abwicklung von Meldeprozessen. Mit P23R wird auch ein grundlegender Paradigmenwechsel hin zu mehr Transparenz und Datensparsamkeit bei der Erfüllung von Informations- und Meldepflichten zwischen Wirtschaft und Verwaltung eingeleitet.“

Das P23R-Prinzip wurde im Rahmen des IT-Investitionsprogrammes der Bundesregierung von einem Konsortium von 13 Organisationen aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie der Metropolregion Rhein-Neckar entwickelt.   Unternehmen wie BASF und DATEV, haben P23R im Piloteinsatz erprobt und exemplarisch gezeigt, dass sie damit ihre gesetzlichen Meldepflichten effizient und medienbruchfrei in einer vertrauenswürdigen Umgebung erfüllen können.

Die neuartige, sehr komplexe P23R-Infrastruktur transferiert sensible personenbezogene Daten. Ein Angriff würde einen immensen Schaden verursachen. Die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie haben deshalb eine besonders stabile Sicherheitsarchitektur für P23R entwickelt, ebenso ein Sicherheitskonzept, mit dessen Hilfe die zukünftigen Betreiber von P23R die unterschiedlichsten Bedrohungen identifizieren und entscheiden können, welche organisatorischen und technischen Maßnahmen getroffen werden müssen. Viele der Meldedaten müssen zu einem bestimmten Zeitpunkt abgegeben werden, deshalb muss P23R sehr stabil laufen und jederzeit zur Verfügung stehen. Falls es doch einen Ausfall geben sollte, hat das Fraunhofer SIT zudem ein Notfallkonzept entwickelt. Grundlage der Konzepte sind die Sicherheitsstandards des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zur IT-Grundschutz-Vorgehensweise und zum Notfallmanagement.  

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